Pädagogischer Fachtag der Theo-Koch Schule in Grünberg

Datum: 3. November 2021

Workshops

Im Rahmen des pädagogischen Fachtags der Theo-Koch Schule, am 3. November 2021, hat das NBKK e.V. mit dem Projekt „Proaktiv gegen Antisemitismus“ eine Reihe von Workshops angeboten. Zudem hat die Vorsitzende des NBKK e.V. Dr. Alexandra Kurth gemeinsam mit Prof. Dr. Julia Bernstein die abschließende Podiumsdiskussion bestritten. Das von uns mitgestaltete und organisierte Programm können Sie nachfolgend einsehen:

Antisemitismus erkennen!

Antisemitismus im pädagogischen Bereich birgt eine Vielzahl von Herausforderungen. Es stellen sich Fragen von Prävention und Intervention, schnell wird es politisch und dadurch meist nicht leichter. Im Workshop rückt all dies in den Hintergrund, der erste und wichtigste Schritt gegen Antisemitismus ist, ihn als solchen überhaupt zu erkennen und seine Strukturmerkmale begreifen zu können. Anhand der Vor- und Nachteile gängiger Antisemitismus-(Arbeits- )Definitionen wird dies das Ziel des Workshops sein: Antisemitismus erkennen.

Teamer: René Lülsdorf, Projekt Proaktiv gegen Antisemitismus (NBKK e.V.)


Antisemitismus im deutschsprachigen Hip-Hop

Deutschsprachiger Rap gehört zu den meistgehörten Musik-Genres gerade unter Jugendlichen. Zugleich standen in den vergangenen Jahren immer wieder Rap-Musiker in der Kritik, weil sie in ihren Songs antisemitische Ressentiments verbreiteten. Diese Ressentiments bedienen sich oft jahrhundertealter Bilder, die aber neu chiffriert und codiert werden. Im Workshop soll einerseits geprüft werden, welche antisemitischen Ressentiments in Rap-Musik eine Rolle spielen und wie diese neu codiert werden, und andererseits nach Möglichkeiten gesucht werden, um Jugendlichen zu vermitteln, warum bestimmte Inhalte als judenfeindliche Hetze begriffen werden müssen.

Teamer: Christoph K. Glanz, NBKK e.V.


Antisemitismus und Verschwörungsdenken

Die Corona-Krise machte es deutlich: Verschwörungserzählungen können sich in Zeiten von Internet und sozialen Medien schnell verbreiten und viele Anhänger gewinnen. Dabei sind sie häufig antisemitisch grundiert oder zumindest anschlussfähig für antisemitische Welterklärungsversuche. Der Workshop soll den Fragen nachgehen, wie Verschwörungsdenken „funktioniert“, was es mit Antisemitismus verbindet und wie Strategien im Umgang damit aussehen
können.

Teamer: Rolf Schleyer, NBKK e.V.


Israelbezogener Antisemitismus

Die derzeit am häufigsten in Deutschland anzutreffende Form des Antisemitismus ist das Ressentiment gegenüber dem kleinen jüdischen Staat im Nahen Osten. Doch wodurch unterscheidet sich die sogenannte „legitime Israelkritik“ vom israelbezogenen Antisemitismus? Welche stichhaltigen Unterscheidungskriterien lassen sich anwenden? Was macht die Attraktivität dieser Spielart des Antisemitismus – auch unter Schülerinnen und Schülern – aus und wie kann ihr in der Bildungsarbeit adäquat begegnet werden?

Teamer: Joachim Fontana, NBKK e.V.


Antisemitismus unter „muslimischen Jugendlichen

‚Der Antisemitismus ist importiert!‘ behaupten einige und beziehen sich dabei auf verbreitete Annahmen, die Gesamtheit der Muslim*innen sei antisemitisch. ‚Das steht doch bei Muslim*innen nur im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt, Antisemitismus hat damit nichts zu tun!‘ argumentieren andere.

Wenn es um das Thema ‚Antisemitismus unter ‚Muslim*innen‘‘ geht, lassen sich bei pädagogisch Tätigen oft latente Unsicherheiten feststellen, was jedoch nicht unbedingt verwunderlich ist: Die Thematik ist vielschichtig und wird seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. Vor dem Hintergrund, dass dieses Thema jedoch zentrale Fragen des Zusammenlebens in einer pluralen demokratischen Gesellschaft sowie von Diskriminierung, Ausgrenzung und Stigmatisierung auf mehreren Ebenen berührt, erscheint eine Beschäftigung mit ihm trotz und auch angesichts seiner Komplexität notwendig.

Im interaktiv ausgerichteten Workshop werden Verhältnisbestimmungen mit Blick auf Antisemitismus unter ‚Muslim*innen‘ im Spannungsfeld von antimuslimischem Rassismus und Tabuisierung von Problemlagen vorgenommen. Über den Einbezug von Interview-Ausschnitten, die gemeinsam analysiert werden, nähern sich die Teilnehmenden Antworten auf die Frage, inwiefern und wie religiöse Bezüge hinsichtlich Antisemitismus von Bedeutung sein können. Daneben werden Möglichkeiten antisemitismuskritischer Bildungsarbeit diskutiert.

Teamer: Dr. Stefan E. Hößl, Fachstelle [m2] miteinander mittendrin, Köln


Antisemitismus an der Schule (Podiumsgespräch)

Wie erleben jüdische Schülerinnen und Schüler in ihrem Alltag antisemitische Diskriminierung? Wie kann Antisemitismus an Schulen wirkungsvoll begegnet werden? Welche Möglichkeiten der Prävention und Intervention (und auch Sanktion?) kommen in Frage?

Teilnehmerinnen:

  • Prof. Dr. Julia Bernstein (Frankfurt University of Applied Sciences; Autorin der 2020 erschienenen Monographie „Antisemitismus an Schulen in Deutschland. Befunde. Analysen. Handlungsoptionen“)
  • Dr. Alexandra Kurth (Justus Liebig-Universität Gießen; Co-Autorin des wissenschaftlichen Gutachtens „Antisemitismus in der Schule. Erkenntnisstand und Handlungsperspektiven“ (2019) und Vorsitzende des Netzwerkes für politische Bildung, Kultur und Kommunikation e.V. (NBKK). Moderation: Klaus Pradella, hr-Hessischer Rundfunk