Antisemitismus gehört zum Alltag in Deutschland. Er ist nicht nur an den Rändern des politischen Spektrums sowie im Islamismus Bestandteil dort vorherrschender, mehr oder weniger geschlossener Weltbilder, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft anzutreffen.
Antisemitische Einstellungsmuster sind in der Bevölkerung Deutschlands weit verbreitet, wie viele repräsentative Studien belegen. Dies gilt vor allem für die Erscheinungsformen des sogenannten sekundären Antisemitismus (Schuldabwehr- oder Post-Shoa-Antisemitismus) und des israelbezogenen Antisemitismus. Hinzu kommen – vor allem in sozialen Netzwerken – ebenfalls weit verbreitete Formen judenfeindlichen Verschwörungsdenkens, die sich nicht nur in den Kreisen der „Querdenker“-Bewegung häufig mit Falschaussagen zur derzeit grassierenden Corona-Pandemie verbinden.
Um Antisemitismus wirksam entgegentreten zu können, müssen die Erscheinungsformen des zeitgenössischen judenfeindlichen Denkens zunächst erkannt werden. Es bedarf des Wissens über die Struktur und „Funktionsweise“ antisemitischer Bilder, Aussagen und Welterklärungen. Außerdem ist es wichtig, die Perspektive der von Antisemitismus Betroffenen einnehmen zu können, um zu einem Umgang finden zu können, der den Betroffenen, zum Beispiel in den Alltagssituationen einer Schule, Schutz und Vertrauen bietet.
Antisemitismusprävention umfasst viele Handlungsebenen. Hierzu gehört eine Vielzahl von pädagogischen Handlungsoptionen, aber auch das Wissen, wo Pädagogik notwendig an ihre Grenzen stoßen muss und die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren wichtig wird.